Bye bye Swiss Date oder der 1-Tag/Jahr-Job

Und nun noch zu den lustigen Meldungen des Tages. Hat eigentlich jemand mitgekriegt, dass Tele Züri die Sendung „Swiss Date“ absetzen will? Unsere liebste Samstagabend-Sendung, das Auffangbecken für die Ausgestossenen der Erfolgsgesellschaft, wird eingestellt.

Der Grund: Die Suche nach Singles sei immer wie schwerer geworden. Oder anders gesagt: es gibt immer weniger Loser, die vor laufender Kamera darüber sprechen wollen, warum sie keinen Partner abkriegen. In Zeiten von Online-Datingportalen macht das auch absolut keinen Sinn.

Kann sich noch jemand daran erinnern, mit welchem Trara Tele Züri eine Nachfolge für Moderatorin (der war Absicht) Jeol Gilgen gesucht hat? Den Sprung in die D-Liga der Medienprominenz (D für: Wenn wir niemand anderen finden DANN reden wir halt mit DIR) geschafft hat damals Gabriela Ursprung.

Tele Züri will ein solches Talent natürlich nicht ziehen lassen. Sie werde künftig weiter eingesetzt, heisst es in einer Mitteilung – für die Moderation der Streetparade.

Daher gesucht heute: Menschen mit Erfahrung in einem 1-Day/Year-Job.

Die-Da-Dunkel

Heute haben sich wohl einige Menschen die Augen gerieben. Dunkel schien die Zukunft der Sonntagszeitung. Nun wird sie Spieler (was für ein mieses Sprachspiel).

Mal abgesehen davon, dass dies wirklich ein überraschender Entscheid ist, sich bei Springer Schweiz zu bedienen. Warum finde ich nirgends ein Tele24-Archiv? Jetzt, wo mir zum ersten Mal bewusst wird, dass ich tatsächlich auch eine Sendung sehen möchte?

Was Otto nicht gesagt hat

In Sachen Kommunikation rumpelt es in der FDP derzeit gewaltig. Bereits am Wochenende gab es schelte von den Sonntagszeitungen, die diverse interne Zwiste publik machten (federführend war hier der „Sonntag“ für die, die es interessiert).

Heute nun ziehen praktisch alle Zeitungen nach. Die FDP befinde sich in einer Kommunikationskrise (Südostschweiz) oder die FDP politisiere an der Basis vorbei (etwa die NLZ). In Sachen Recherche besonders hervor getan hätte sich eigentlich die Aargauer Zeitung (und die Basler Zeitung, die ja seit einem Weilchen das ausnehmend hübsche „Content-Sharing“ mit der AZ praktziert). Der Coup der AZ: der Rundumschlag Otto Ineichens gegen seine Partei.

Dummerweise machte Ex-Warenposten Otto Sonntags um 18 Uhr den gefürchteten Rückzieher. Die AZ, nicht maulaffenfaul, brachte den Artikel heute trotzdem, unter dem Motto: Was Otto nicht gesagt hat – „warum an dieser Stelle kein Interview mit Otto Ineichen erscheint.

Danach folgen Sätze wie:

Dann also keine O-Ton-Schelte für FDP-Generalsekretär Stefan Brupbacher, der kein Gehör für Volkes Stimme habe und der verantwortlich sei für die unselige Finanzmarktstrategie der FDP. In diese Richtung nämlich hatte sich Ineichen acht Stunden zuvor noch freimütig geäussert. Keine Kritik auch am FDP-Vorsitzenden Fulvio Pelli, der dem Generalsekretär in wichtigen Themen offenbar nicht Paroli bieten kann.

Vor soviel Subversivität, lieber Gieri Cavelty, ziehen wir den Hut. Eine kleines Meisterstück in Sachen Thematisierung von „Nicht-Themen“.

Des Henkers Anruf

Kann sich das eigentlich jemand vorstellen, wie es ist, wenn man auf diesen einen Anruf wartet? Wenn man weiss, seit Tagen, Wochen, ja schon seit Monaten, dass der Moment kommen wird, in dem jedes Klingeln zur Bedrohung wird?

Wer bei Ringier arbeitet, weiss wie es ist. Heute war D-Day. Wer bis 14Uhr keinen Anruf vom Henker bekommen hatte, stand auf der sicheren Seite. Die anderen müssen gehen. Darunter Leute, die sich in den vergangenen Jahren sehr für ihr Produkt, ihr Team und den Verlag eingesetzt hatten.

Einmal mehr zeigt sich, wie absolut ungeil Ringier mit seinen Angstellten umspringt. Für Schweizer Journalisten ist heute ein weiterer schwarzer Tag. Mögen keine weiteren mehr folgen.

Doch Gott ist tot, schon lange. Amen.

Praktischer Zynismus

Wieso ist es möglich, dass innerhalb von 24h  eine Phishing-Website vom Netz genommen wird, der Grossteil aller Kinderpornographie aber auf zugänglichen Servern in Ländern mit einigermassen funktionierendem Rechtsstaat liegen bleibt? Wenn die rechtsstaatliche Kontrolle des Netz in der Schweiz so gut funktioniert, weshalb brauchen wir dann Echtzeitüberwachung? Nur damit jemand gefragt hat.

Basel rückt nach rechts

Nun ist die Katze also aus dem Sack. Neuer Hauptaktionär der Basler Zeitung wird Tito Tettamanti. Fast sieht es so aus, wie wenn sich da eine neue rechts-konservative Achse in der Schweizer Medienszene entwickeln würde. Nicht nur zieht Tettamanti wohl nach wie vor die Fäden im Hintergrund der Weltwoche, er tritt auch ab und zu als Autor in Erscheinung.

Damit dürfte sich auch die publizistische Ausrichtung der Basler Zeitung ändern. Einst hervorgegangen aus der Fusion von Basler Nachrichten und der prägenden National Zeitung, fängt für die BaZ jetzt ein neues, rechtes Kapitel an.

Karin Wenger vs. Sri Lanka Teil II

Eben erst erhielt eine Schweizer Journalistin einen Ausreisebefehl wegen kritischer Fragen an einer PK. Dann durfte sie doch in Sri Lanka bleiben. Kurze Zeit später gab’s gar ein Nachtessen inklusive Interview mit Staatschef Rajapakse persönlich. Welch unglaublich hohe, ja aussergewöhnliche Ehre.

Freudiges Zusammentreffen: Wenger im Gespräch mit Rajapakse / Bild: DRS

Die Schweizer Journalistin stellte wiederum kritische Fragen und der Chef windet sich wie ein Wurm in Salzlösung. Der nächste logische Schritt wäre wiederum die Kündigung der Arbeitserlaubnis und der Ausreisebefehl.

Das ist eine richtig gute Geschichte. Schade, dass sie weder in der Schweiz noch sonst wo Schlagzeilen gemacht hat. Offenbar haben sich alle damit abgefunden. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Die angekettete Ente

Eine Zeitung ohne Werbung, Journalisten mit den höchsten Löhnen Frankreichs, eine Auflage von mehr als 600’000 Exemplaren im Schnitt – das klingt unglaublich. Noch dazu wenn man bedenkt, dass der Reingewinn in den vergangenen Jahren auf mehr als 8 Millionen Euro anstieg.

Man lese mal wieder den canard enchaîné oder zumindest die Lobeshymne auf Redaktion und Leser.

Übrigens, die „mur du çon“ würde auch in der Schweiz funktionieren. Einen Kandidaten zumindest hätten wir schon:


„Das ist eine Kriegserklärung!“

Toni Brunner (SVP) im „Echo der Zeit“ zur Affäre um geklaute Bankdaten, die der deutsche Staat kaufen möchte.

Karin Wenger vs. Sri Lanka

Nach einem Massaker an der Minderheit gibt es EINE Journalistin der „freien westlichen Welt“ bei der PK nach den Wahlen.

Kein Öl => ergo ist es allen shice egal.

Schande über Europa. Danke kleine tapfere Schweiz.

Nö, danke Karin Wenger. Dafür, dass es auch heute noch Journalisten gibt, die kritische Fragen stellen, selbst wenn sie anschliessend des Landes verwiesen werden.

Das Schweizer Nachrichtenmonopol

Die SDA schluckt die AP Schweiz, die eben erst im Dezember von der Deutschen DDP übernommen wurde. Klingt unspektakulär? Mag sein. Doch eine Ausgabe der, sagen wir mal: Bernerzeitung zeigt: es ist alles andere als das.

Schon heute besteht diese Zeitung zu einem Grossteil aus Agenturmeldungen. Künftig wird das nicht anders, sondern nur einheitlicher sein, schliesslich stammen dann alle Meldungen von der gleichen Agentur. In der Schweiz gibt es in Zukunft nämlich nur noch einen helvetischen Nachrichtenlieferanten.

Damit sind die Schweizer Medien genau dort, wo sie schon vor hundert Jahren nicht sein wollten. Bei einer monopolistischen, einseitigen Berichterstattung.

„Ende des 19. Jahrhunderts beherrschten in der Schweiz zwei große europäische Nachrichtenagenturen den Schweizer Markt: Havas und Wolff. Da ein unabhängiger Informationsaustausch aufgrund dieser Sachlage nicht zu garantieren war, schlossen sich Verleger und Redaktoren der großen Schweizer Zeitungen 1894 zusammen und gründeten die Depeschenagentur. Am 1. Januar 1895 nahm die Agentur ihren Dienst mit acht Redaktoren auf. Quelle Wikipedia.“

 Richtig geil ist der Deal auch für all jene Zeitungen und Verlage, die im Zuge von Sparmassnahmen auf die Dienste der SDA verzichtet haben.  So holt man sich den ungeliebten Kostenfresser durch die Hintertür wieder in die Redaktion – mächtiger als je zuvor. Preisverhandlungen und Wettbewerb hallen höchstens noch als Echo aus vergangenen Tagen durch die Gänge.