Hängt die Verleger

Es fühlt sich ehrlich gesagt an wie der Gang zum Henker.
Heute um 14.30 Uhr beginnt im Zürcher Kongresshaus die Generalversammlung der TA-Media. Alle Konzepte sind auf dem Tisch, die Entscheide liegen in der Schublade. Nun müssen diese Beschlüsse noch die GV überstehen und dann kann man beim Tages Anzeiger und beim Bund endlich reinen Tisch machen. Es wird allerdings auch Zeit. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Es fällt schwer, sich für einen Job zu motivieren, den man in drei Monaten vielleicht nicht mehr hat. Wer beim Tages Anzeiger jetzt noch flüchten kann, der tut es.

Beim Berner Bund ist die Situation eher noch schlechter. Dort geht es nicht nur um Rationalisierung, sondern gleich um die Elimination. Nun steht es 5 vor 12. Das wissen auch die Leute vom Unterstützungskomitee „rettet den Bund“. Die unter Zeitdruck entstandene Online-Umfrage zur Zukunft des Bundes ist nicht mehr als ein hilfloser Strohhalm, in der Hoffnung vor der anstehenden GV noch einmal etwas Wirbel zu machen.
Immerhin, bei der Aargauer Zeitung ist man darauf eingegangen. Mehr noch. Dort verleiht man der plumpen Onlineumfrage gar die Weihen einer „nach wissenschaftlichen Kriterien nicht repräsentativen“ Studie. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Die „Studie“ *hüstel* kam viel zu spät, war nur online zugänglich und vertritt mit grosser Wahrscheinlichkeit keinen relevanten Teil der Bund-Abonnenten. Diese Studie ist reine Berner Image-Politur und daher entsprechend irrelevant. Leider.

Wer nun denkt, die Redakteurinnen und Redakteure der TA-Media seien die einzigen, die mit Damokles-Schwert als Nackenstütze rumwatscheln, der täuscht sich. Es ist auf jeder grösseren schweizer Redaktion derzeit unangenehm. Verdammt unangenehm. Die Tatsache, dass demnächst mindestens 50 weitere qualifizierte Journalisten auf der Strasse stehen, lässt jeden unbequemen Angestellten zusammen zucken. Für Redaktionsleiter, Chefredakteure und Verleger ist es derzeit ein Leichtes eigene Forderungen durchzudrücken. An Ersatz mangelt es nicht.

Ich kenne mittlerweile mehr arbeitslose Journalisten als solche, die noch arbeiten dürfen. Und langsam aber sicher werde ich sauer. Ich nenne das den „CR“-Terror, diese gezielte Einschüchterung und Manipulation seitens der Chefetage. Das ist, in meinen Augen, unter jeder Sau. Die entlassenen Angestellten leiden ja wohl genug. Es wäre nun gerade an den Chefs die noch verbliebenen Mitarbeiter zu motivieren und das beste aus Ihnen herauszuholen, statt mit einer an die Ruchlosigkeit eines Vatermörders Brutus erinnernden Härte die eigenen Interessen durchzudrücken.

5 Antworten zu “Hängt die Verleger

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  2. Heute um 14.30 Uhr beginnt im Zürcher Kongresshaus die Generalversammlung der TA-Media. Alle Konzepte sind auf dem Tisch, die Entscheide liegen in der Schublade. Nun müssen diese Beschlüsse noch die GV überstehen und dann kann man beim Tages Anzeiger und beim Bund endlich reinen Tisch machen.

    Die Unternehmensführung liegt beim Verwaltungsrat (und der Geschäftsleitung mit entsprechenden Delegationen), nicht bei der Generalversammlung. Insofern WTF?

  3. Dose E.S.K

    Ich hab ja auch nicht geschrieben, die GV müsse entscheiden? Steht das irgendwo? Die Tamimedia ist ja kein Turnverein.

    Da die Ta-Media in alle Richtungen so brilliant und verbindlich kommuniziert, gehe ich lediglich davon aus, dass gestern Stichtag war. Bis gestern musste die Stossrichtung klar sein und damit auch die Entschlüsse und Konzepte. Schliesslich will der Aktionär ja ungefähr im Bild sein. Davon scheint übrigens auch das Rettet-wen-auch-immer-Kommitee überzeugt zu sein, sonst hätten sie ihre Resultate nicht passend zur GV veröffentlicht.

    Sollten die Beschlüsse in den nächsten Tagen also tatsächlich kommuniziert werden, dann hatte ich wohl recht. Falls nicht, können wir gerne noch einmal über dein WTF diskutieren.

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